Das Dorf, das keiner will

Dragana kennt das Dorf schon lange. Ebenso die Einwohner und ihr Schicksal. »Die Menschen spiegeln diese Ablehnung wider«, meint die freiwillige Helferin einer bosnischen Gemeinde.

»Als ich ein kleines Kind war, sagten unsere Eltern zu uns, vor Edina* müssten wir uns in Acht nehmen. Sie war geistig beeinträchtigt und verhielt sich anders als meine Spielkameraden. Dementsprechend hart gingen alle mit dem Mädchen um, sie erlebte viel Leid.« Nun, Jahre später, weiß Dragana es natürlich besser und darf für Edina und ihre Schwester zum Segen werden. Edina wird von ihrer Schwester gepflegt, deren Einkommen oft nicht für beide ausreicht. Dann kann Dragana ihnen unter die Arme greifen und mit Lebensmitteln aushelfen. Dank der Unterstützung von AVC ist dies möglich.

Wir besuchen auch den alleinerziehenden Idris (Bild). Als vor einigen Jahren die Gegend überschwemmt wurde, setzte seine Frau alles daran, das Haus wieder in Stand zu setzen. Die Belastungen setzten ihr emotional und gesundheitlich so sehr zu, dass sie später verstarb. Ein schwerer Schlag für die Familie mit drei Kindern. Der gesundheitlich Angeschlagene Idris hat Mühe, die drei Kinder durchzubringen. Nach unserem Besuch fasst er neue Hoffnung. Glücklich packt die Jüngste die Lebensmittel aus: Öl, Kekse, Milch, Obst und vieles mehr.

Srdan, ein älterer Herr, lebt allein in einem Hochhaus. Vereinsamt, fast erblindet, ist für ihn selbst der kurze Weg zum Bäcker eine anstrengende Weltreise. In seiner Wohnung ist es kühl. Srdan sitzt mit Jacke auf dem Schlafsofa und starrt in den Raum. Er kann es kaum fassen, dass genau er Besuch aus dem Ausland erhält. Wir erinnern ihn daran, dass Jesus ihn liebt. Langsam beginnt der Berg voll Zweifel und Sorgen in seinem Herzen zu schmelzen. »Es gibt Licht am Ende des Tunnels«, meint er. Aus Ablehnung wird Annahme.

*Namen geändert