AVC ukraine news 22
December 13 2022

Reise bis an die Front

UKRAINE
Reisen in Kriegsgebieten sind gefährlich und sensibel. Niemand würde sie leichtfertig unternehmen. Doch zuweilen sind sie nötig. Nach einer langen Fahrt im Nachzug kamen wir in Kiew an.

Schon länger hatte ich ein starkes Drängen in meinem Herzen, in die Ukraine zu reisen. Ich spürte, dass es nicht länger ausreichte, ermutigende Worte per Mail oder WhatsApp an die Kirchen dort zu schicken, sondern dass ich als Pastor den Mut aufbringen und sie selbst besuchen sollte. Zudem kamen dieses Jahr Tonnen an Hilfsgütern durch AVC in die Ukraine. Die letzten Transporte gingen direkt nach Kiew, von wo aus sie in die bedürftigen Regionen und in die Kriegsgebiete geliefert werden. Auch wertvolle Generatoren waren darunter, die die Pastoren äußerst dankbar annahmen.

Seit einigen Wochen wird die Hauptstadt wieder vermehrt mit Raketen beschossen und die Infrastruktur systematisch zerstört. Tausende Einwohner müssen im Winter bei Minusgraden in kalten Wohnungen leben, ohne Strom auskommen und teilweise das Wasser aus Wasserbehältern in der Stadt besorgen.

Fahrt nach Cherson
Mit einem gepanzerten Fahrzeug fahren wir von Kiew weiter nach Cherson in den Süden des Landes. Je näher wir der Stadt kommen, desto mehr zerstörte Häuser und Gebäude sehen wir, teilweise sind ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Täglich geschehen Angriffe. Auch wir hören in der Nacht die Detonationen, die für die Bewohner seit Februar 2022 (!) zermürbender »Alltag« sind!

Eine Kirche in der Stadt konnte ihre Türen auch in den letzten Kriegsmonaten offenhalten. Täglich fanden Gottesdienste statt, jedes Mal war die Kirche voll – etwa 350 Menschen kamen pro Gottesdienst. Viele kamen, um sich aufzuwärmen, weil sie in ihren Häusern weder Strom noch Heizung hatten. In der Kirche hatten sie Gemeinschaft, Wärme und bekamen zu Essen. Aktuell gibt es wieder Strom, jedoch nur stundenweise und unregelmäßig. Besonders beeindruckt mich das Engagement der Jugendlichen, die im Sommer, während der Okkupation, ein Jugendcamp organisiert – versteckt im Wald, für eine ganze Woche!

Schockierend dann dieser Bericht: Der Sohn des Pastors wurde von Soldaten entführt, mit ihm drei andere junge Männer und auf die Krim gebracht. Die Soldaten sagten zum Vater, »deinen Sohn wirst du frühestens in 25 Jahren wiedersehen«. Nach vier Wochen wurden der Sohn und ein weiterer junger Mann aus unerklärlichen Gründen freigelassen. Die beiden anderen Männer sind offenbar noch gefangen.

Es ist enorm ermutigend zu sehen, welchen Einsatz die Kirchen leisten, um ihrem Land, den Menschen und ihren Gemeinden zu dienen. Durch ihre praktische Hilfe ernten die Gemeinden viel Dank in ihrer Umgebung, für die sie ein Zeugnis für Gottes Liebe, Hoffnung und Licht sind. Danke an alle, die gespendet haben. Immer noch – und speziell im Winter – werden Güter und Lebensmittel dringend benötigt.

 

Dieser Bericht entstand nach einer Reise Anfang Dezember 2022 durch zwei AVC-Mitarbeiter.

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